2021 brüteten an der zürcherischen Thur unterhalb Thalheim nicht einmal halb so viele Eisvogel-Paare wie im letzten Jahr. Die Brutsaison verlief wegen der schwierigen klimatischen Bedingungen sehr dynamisch mit vielen Brutaufgaben und Revierverschiebungen. Nur gerade ein Brutpaar brachte seinen Nachwuchs hoch. Das Jahr geht mit dem schlechtesten Reproduktionserfolg seit 2012 in die Statistik ein.

Der Ausgangsbestand lag trotz der vielen Bruten im 2020 – wohl infolge der durch den Lockdown verursachten massiven Störungen – unter den Erwartungen. Es folgte ein strenger Winter mit unterdurchschnittlichen Januartemperaturen und Kälteperioden, in denen die Wassertemperaturen der Thur zeitweise unter ein kritisches Minimum fielen. Dadurch zogen sich die Fische in tiefere Schichten zurück und verfielen teilweise in Lethargie, worauf der Eisvogel wohl in eine akute Nahrungsnot geriet. Im Februar konnten kaum noch Eisvögel an der Thur gesichtet werden. Unklar ist, ob die Lokalpopulation komplett ausgelöscht wurde oder sie noch rechtzeitig in andere Gewässer wie den Rhein ausweichen konnte. Die Wassertemperatur des Rheins fällt auch in sehr kalten Tagen nicht so schnell ab.

Von März bis Mai siedelten sich im nicht begradigten Flussteil (unterhalb Thalheim) wahrscheinlich 5 Brutpaare an – 4 davon im Auenschutzperimeter. Das sind nicht einmal mehr die Hälfte des Vorjahres. Immerhin brüteten im Flussmäander bei Altikon weitere 2 bis 3 Paare, wenn auch alle auf der Thurgauer Seite.

Der anhaltende Zustrom von kalter Polarluft sorgte für den kältesten April seit 20 Jahren. Darauf folgte der nässeste Mai seit Messbeginn, der auch über 2 °C unter der Norm lag. Dadurch entwickelte sich die Fischfauna verzögert. Dies dürfte zu einem Nahrungsengpass während der Jungenfütterung geführt haben. Jedenfalls war auffällig, dass gleich mehrere Paare ihre Brut im Mai aufgegeben haben. Vereinzelt führten wohl auch menschliche Störungen zum Brutabbruch. Der Erholungsdruck auf die Thurauen hat allerdings im zweiten Pandemiejahr deutlich nachgelassen.

In der ersten Julihälfte fiel schliesslich sehr viel Regen, der zu Hochwassern und Überschwemmungen führte. Durch das Hochwasser vom 9. Juli (700 m3/s) wurden mindestens 4 Ersatzbruten zerstört. Im Jahr 2021 war nur gerade ein Brutpaar erfolgreich – immerhin mit gerade 2 aufeinanderfolgenden Bruten. Vom Flussmäander bei Altikon werden zusätzlich 2 bis 3 erfolgreiche Bruten gemeldet.

2021 brüteten im untersuchten Thurlauf nur 5 Eisvogel-Paare, 4 davon im Schutzgebiet (dunkelgrün).

EISVOGEL_UFERSCHWALBE_Thur-2021_public.pdf

Kategorien: Naturbeobachtung