Ein süsslicher Duft liegt in der Luft, Bienen summen, der Boden ist mit hellgrünen, kleinen Blütenblättchen gespickt – Frühling mitten im Herbst? Korrekt! Ein Blick in die Baumkronen verrät uns, wer hier im Wald noch Frühling feiert: Der Efeu ziert sich jetzt im Hebst mit vielen kleinen, gelblichen Blüten, die in hübschen Dolden arrangiert sind. Für Bienen und viele andere Insekten ist Efeu eine sehr wertvolle und oft eine der letzten Nektarquellen im Jahr. Auch die Fruchtreifezeit ist entsprechend verschoben: Bereits im März reifen die schwarzen Beerenfrüchte heran und sind eine äusserst willkommene Nahrung für Vögel wie Drosseln oder auch für den seltenen Mittelspecht.

Efeu (Hedera helix) hat gebietsweise signifikant zugenommen. Der immergrüne, frostempfindliche Efeu profitiert vermutlich von den tendenziell kürzeren und weniger strengen Kälteperioden. Dass Efeu unseren Waldbäumen schaden könnte, ist eine Mär. Mit Hilfe von Haftwurzeln erklettert der Efeu mit Vorliebe stattliche Bäume. Erst mit etwa zwanzig Jahren kommt er zum erstmaligen Blühen. Efeu zapft den Bäumen weder Nährstoffe ab noch konkurrenziert er im Wurzelbereich. Auch erdrosselt und erstickt er seine Kletterbäume nicht, sondern schützt sie vor Sonnenbrand und Frostrissen. Und das Sonnenlicht macht er den Kletterbäumen ebenfalls kaum streitig, da er stets in Stammnähe wächst und mit etwa 20 Metern Wuchshöhe meist deutlich unter dem Baumkronenbereich bleibt. Efeu kann mehrere hundert Jahre alt werden – vorausgesetzt, sein Kletterbaum bleibt so lange bestehen.