Seit Mitte April ist der bestens vertraute Ruf des Kuckucks wieder in den Thurauen zu hören – der Langstreckenzieher ist aus seinem afrikanischen Überwinterungsgebiet zurückgekehrt und bringt uns den Frühling ins Land. Der unverkennbare, durchdringende Ruf wird meist von einer Baumspitze aus oder im Flug vorgetragen. Der einzige heimische Brutschmarotzer legt seine Eier in das Nest jener Wirtsvogelart, bei der er einst selbst grossgezogen wurde.

Der taubengrosse, langschwänzige und spitzflügelige Vogel erinnert im Flug an einen Falken oder Sperber. Von diesen unterscheidet sich der Kuckuck aber durch seine lahm wirkenden Flügelschlägen und den geraden Insektenfresser-Schnabel.

Als Nahrungsspezialist frisst der Kuckuck hauptsächlich behaarte Schmetterlingsraupen. Da diese von den meisten anderen Vogelarten verschmäht werden, steht ihm diese Nahrungsquelle fast konkurrenzlos zur Verfügung. Diese Spezialisierung macht ihn aber auch abhängig: Da in der heutigen ausgeräumten Landschaft kaum mehr Kleinstrukturen zu finden sind, nimmt auch das Angebot an  behaarten Raupen ab. Der Kuckuck gilt als guter Indikator für Landschaften mit hoher Artenvielfalt.

Der Kuckuck ist in den letzten Jahren schweizweit zurückgegangen. Er musste auf die Rote Liste gesetzt werden und ist als potenziell gefährdet eingestuft. Der Rückgang im Kanton Zürich beträgt zwischen 1988 und 2008 rund 40 %. In den tieferen Lagen beschränkt sich sein Vorkommen heute nur noch auf die markantesten Flussläufe und Feuchtgebiete.

In Mitteleuropa ist der Kuckuck die einzige Vogelart, die ihre Eier nicht selber ausbrütet. Das Weibchen legt seine bis zu 25 Eier pro Jahr einzeln in die Nester seiner Wirtsvogelart – diejenige Vogelart, bei der es selber aufgewachsen ist (Wirtsprägung des Weibchens). Bei uns sind das meist Bachstelze oder Teichrohrsänger. Dabei sind die Eier in Farbe und Sprenkelung der Wirtsvogelart verblüffend ähnlich. Damit die Nestbesitzer den Schwindel nicht merken, frisst das Kuckucksweibchen jeweils eines ihrer Eier. Bereits nach weniger als zwei Wochen Bebrütungszeit schlüpft der junge Kuckuck. Das ist meist früher als die Jungen der Wirtseltern. Der noch blinde junge Kuckuck wirft die anderen Eier kurzerhand aus dem Nest. Er sitzt nun also allein im Nest und wird von den Wirtseltern so intensiv gefüttert, wie wenn sie mehrere Junge zu betreuen hätten. Es kommt aber auch vor, dass der Betrug auffliegt und die Brut verlassen wird.


Der bekannte Ruf des Männchens, der meist hoch von einer Baumspitze oder im Flug vorgetragen wird:


Weniger bekannt ist der Ruf des Weibchens – ein schallender Triller:

Das Weibchen ist ähnlich wie das Männchen gefärbt, weist aber eine rostbraun getönte Brust auf.
Kategorien: Naturbeobachtung