2019 brüteten zwischen Gütighausen und Thurmündung 11 Eisvogel-Paare. Das sind so viele wie noch nie im 25-jährigen Monitoring. Neben den Renaturierungen und den spezifischen Artfördermassnahmen halfen dem Eisvogel auch die letzten beiden milden Winter. Ein Dämpfer erlitt das Eisvogel-Jahr durch das Hochwasser von Mitte Mai, das praktisch zu einem Totalausfall aller Bruten führte. Die restliche Brutsaison entwickelte sich dann aber wieder erfreulich.
Der Strukturreichtum und die Steilufer entwickelten sich im revitalisierten Thurauen-Schutzgebiet sehr positiv für den Eisvogel. Fördermassnahmen waren dort in den letzten Jahren nur noch vereinzelt nötig. Sie konzentrierten sich deshalb auch 2019 vor allem auf den Abschnitt von Andelfingen bis Gütighausen.
Der ausserordentliche Bruterfolg von 2018, der darauffolgende eher milde Winter und das gute Brutplatzangebot ermöglichten eine optimale Ausgangslage für diese Brutsaison: 2019 siedelten sich erstmals seit dem 25-jährigen Monitoring 11 Brutpaare am nicht begradigten Flussteil (unterhalb Gütighausen) an. Der bisherige Rekord von 2018 mit 10 Paaren wurde also nochmals leicht überboten. Zusätzlich brüteten bei Altikon 3-4 weitere Paare, davon allerdings nur eines auf der Zürcher Seite. Die grösste Brutdichte herrschte im Auenschutz-Perimeter; dort brüteten 8 Paare auf knapp 6 km – das ergibt eine rekordhohe Dichte von 1.4 Paaren pro Kilometer.
Oberhalb von Andelfingen bis zum Flussmäander bei Altikon brüteten hingegen nur einige zerstreute Einzelpaare. Es herrscht dort nach wie vor ein grosses ungenutztes Potenzial.
Die Brutsaison 2019 war geprägt durch das Hochwasser vom 21. Mai, das mit seinen 560 m3/s vielerorts das Thurvorland überschwemmte und praktisch zu einem Totalausfall der schon weit fortgeschrittenen Erstbruten führte. In Altikon konnten die Jungen ihre Höhle noch rechtzeitig verlassen und die Brutwand in der Wolau war hoch und stabil genug, sodass die Höhle mit den Jungen verschont blieb. Diese beiden Paare brüteten anschliessend noch ein weiteres Mal erfolgreich.
Die vom Hochwasser betroffenen Eisvogel-Paare schritten mit nur einer Ausnahme zu einer Ersatzbrut, welche mehrheitlich erfolgreich war. Durch den späten Verlust der Erstbruten reichte die Zeit allerdings nicht mehr für eine dritte Brut. Einem Paar gelang dies dank Verschachtelung der Bruten trotzdem: Das Brutpaar in der Wehri brütete ab Mitte Juli noch ein drittes Mal und fütterte seine Jungen bis in den September hinein.
Im untersuchten Thurlauf wurden 12 Bruten erfolgreich hochgezogen. Hinzu kommen noch die 4 erfolgreichen Bruten von Altikon. Mit total 16 erfolgreichen Bruten gehört das Jahr 2019 trotz des unglücklichen Mai-Hochwassers zu den besten seit Zählbeginn.
Zurzeit herrschen an der Thur also ideale Bedingungen für Eisvogel-Beobachtungen. Also Feldstecher einpacken und auf an die Thur! Der Eisvogel macht fast immer mit seinem schrillen Pfiff auf sich aufmerksam.
EISVOGEL_UFERSCHWALBE_Thur-2019_public.pdf