Erfolgreiche Kiebitzbrut im Oerlinger Ried

Das Wunder von Oerlingen: Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist im Oerlinger Ried wieder eine Kiebitz-Brut geglückt: Mitte Juli sind drei Kiebitzküken flügge geworden. Die Renaturierung einer vernässten Wiese und die Erweiterung des Schutzgebietes zeigen bereits Wirkung.

Der Kiebitz nutzt bei uns offene Landschaften – ursprünglich Feuchtgebiete, seit neuerer Zeit auch Ackerland. Der Schweizer Kiebitzbestand wurde Anfang der Siebzigerjahre noch auf mindestens 1000 Paare geschätzt. Infolge Intensivierung der Landwirtschaft und des hohen Nährstoffeintrags und des damit einhergehenden üppigen Vegetationswachstums ist der Bestand in den letzten 50 Jahren dramatisch eingebrochen. 2005 war der Schweizer Bestand auf einen Tiefststand von nur noch 83 Brutpaaren geschrumpft. Nur dank gezielter Artförderungsmassnahmen zählen wir heute wieder rund 160 Brutpaare.

Bis in die 1980-er Jahre brüteten im Oerlinger Ried noch bis zu einem Dutzend Kiebitz-Paare. Aber schon damals war der Bruterfolg sehr schlecht, und nur vereinzelte Küken erreichten die Flugfähigkeit.

Das Oerlinger Ried ist ein Flachmoor von nationaler Bedeutung. Um gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Kiebitz oder Kreuzkröte zu fördern, hat die Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich 2021 westlich des bestehenden rund 7 ha grossen Naturschutzgebiets eine Fläche von 2,75 ha ökologisch aufgewertet: Die Drainagen wurden verschlossen und die Fläche anschliessend mit Saatgut von typischen Moorarten neu begrünt. Zudem entstanden zwei grosse, flache Tümpel, in denen sich das Wasser sammelt. Ab 2025 ist eine zweite Aufwertungsetappe nordwestlich angrenzend geplant.

Die getroffenen Massnahmen zeigen bereits Wirkung: Seltene Pflanzen wie der Gift-Hahnenfuss haben sich schnell angesiedelt, und die Zahl der Laubfrösche nimmt stark zu. 2023 blieben schliesslich drei Kiebitze – zwei Männchen und ein Weibchen – weit über die sonst übliche Zugszeit hinaus im Gebiet. Als sie dann auch Mitte Mai noch ausharrten und stets akrobatische Balzflüge zeigten, bestand dringender Brutverdacht. Im angrenzenden Stoppelacker einer letztjährigen Maiskultur legte das Weibchen vier Eier in eine Mulde. Am 11. Juni rannten drei flaumige Kiebitzküken um die neuen Tümpel und pickten im feuchten Schlick nach Futter. Mitte Juli wurden diese flügge.

Der Erfolg ist auch dem bewirtschaftenden Landwirten sowie dem schnellen und entschlossenen Handeln des betreuenden Naturschutzvereins Winterthur Seen in Zusammenarbeit mit dem Andelfinger Naturschutzverein zu verdanken: Um das Nest herum wurde durch die Jagdverwaltung nach den Vorgaben von BirdLife ein Elektrozaun gegen den Fuchs aufgestellt und der mitten durch das Gebiet führende Feldweg wurde für Spaziergänger gesperrt.

  • Der männliche Altvogel hält aufmerksam Wache.

Wir werden alles daran setzen, dass das Wunder von Oerlingen eine Fortsetzung findet und der schwarzweisse Vogel mit der kecken Federhaube auch in Zukunft wieder zum gewohnten Bild im Oerlinger Ried gehört.