Moorflächen leisten einen wichtigen Beitrag gegen die Klima- und die Biodiversitätskrise
Die Petition der SVP des Bezirks Andelfingen „Rettet unsere Landwirtschaft! Stoppt die kantonale Versumpfungs-Aktion“ zielt darauf ab, die vom Kanton geplanten Moorregenerationen zu stoppen. Dabei argumentiert die Partei mit der Ernährungssicherheit, die aufgrund des Ukrainekriegs gefährdet sei. Einige wichtige Aspekte werden aber leider unterschlagen:
Der Kanton hat 400 ha oder 0.9% der Ackerflächen als Potenzialflächen zur Regenerierung von Mooren bezeichnet, die aber weiterhin ohne Auflagen bewirtschaftet werden können. Er entrichtet auf diesen Flächen lediglich keine Subventionen mehr zur Erneuerung der Drainagen oder bewilligt keine Bodenaufwertungen mehr. Mit gutem Grund: Entwässerte Moorböden mineralisieren, d.h. bauen die organische Substanz ab und setzen dabei das gespeicherte CO2 frei. Jede Hektare Ackerland entlässt so pro Jahr knapp 40 t CO2 in die Atmosphäre, was signifikant zum Klimawandel beiträgt. Die Böden sacken ab, worauf die Drainagen in einigen Jahren erneut tiefer gelegt werden müssen – ein Teufelskreis, der erst endet, wenn die ursprünglich torfhaltigen Moorböden komplett „vererdet“ sind und ihre besondere Fruchtbarkeit verloren haben.
Regenerierte Moorflächen sind hingegen Hotspots der Biodiversität. Die verbliebenen, isolierten Restflächen reichen nicht aus, um die auf Feuchtlebensräume angewiesenen gefährdeten Arten langfristig zu erhalten. In einem sorgfältigen Prozess, dessen Grundlage auf das Naturschutz-Gesamtkonzept von 1995 zurückgeht, hat der Kanton diese zusätzlichen Potenzialflächen ausgeschieden.
Biodiversität ist eine unerlässliche Grundlage auch für unsere Landwirtschaft und damit für unsere Ernährungssicherheit. Es greift zu kurz, das eine gegen das andere auszuspielen. Die wirklichen Ursachen des Verlusts an Fruchtfolgeflächen sind die Ausdehnung des Siedlungsgebietes, der Ausbau der Infrastrukturen und das Bauen ausserhalb der Bauzone. Die Umweltverbände, darunter unser Dachverband BirdLife Schweiz, haben deshalb 2019 die Landschaftsinitiative lanciert.
Heute werden im Kanton Zürich 35’000 ha Land ackerbaulich genutzt. Die darauf produzierte Nahrung verschwenden wir aber zu einem Drittel als Food Waste; das sind 11‘500 ha Ackerland. Dazu kommt, dass wir auf 13’500 ha Ackerland Tierfutter statt direkt Lebensmittel für Menschen produzieren. Das trägt einerseits zum übermässigen Tierbestand in der Schweiz mit seinen unerwünschten Folgen auf die Umwelt bei (hoher Stickstoff- und Treibhausgasausstoss). Anderseits fehlt die Fläche für die direkte menschliche Ernährung mit pflanzlichen Produkten, die rund zehnmal effizienter ist als der Umweg via Fleischproduktion. Im Vergleich dazu wirken die 400 ha für Moorregenerationen reservierten Flächen verschwindend klein. Diese Flächen leisten aber zur Bewältigung sowohl der Klima- als auch der Biodiversitätskrise einen wesentlichen Beitrag.