Das Schwalbenhaus in Andelfingen ist besetzt

Die Fördermassnahme für die auf der Roten Liste stehende Mehlschwalbe hat sich gelohnt: Das im Jahr 2021 vom Naturschutzverein errichtete Schwalbenhaus bei der Sekundarschule Andelfingen wurde in diesem Jahr erstmals besiedelt – und zwar gleich von mehr als einem Dutzend Paaren.

Im Siedlungsraum brüten zwei Schwalbenarten: die allseits bekannte Rauchschwalbe mit ihrer glänzend blau-schwarzen Oberseite, der roten Kehle und den langen Schwanzspiessen sowie die etwas kleinere, rein schwarz-weisse Mehlschwalbe mit dem weissen Bürzel. Während die Rauchschwalbe ihre Nester im Inneren von Ställen auf Bauernhöfen baut, brütet die Mehlschwalbe aussen an Gebäuden meist mitten im Siedlungsraum. Letztere ist zunehmend in der Not, da sie bei uns immer weniger geeignete Nistplätze findet und ihr Nistmaterial immer knapper wird. Mehlschwalben kleben im Winkel zwischen Fassade und Unterdach kleine Lehmklümpchen kunstvoll zu einem geschlossenen Nest zusammen. Moderne Gebäude weisen allerdings kaum mehr geeignete Vordächer auf. Zudem sind immer weniger Menschen bereit, den Schmutz der Vögel zu tolerieren, obwohl Kotbretter dieses Problem lösen würden. Durch die zunehmende Versiegelung der Siedlungsflächen gehen auch Pfützen und offene Bodenstellen verloren, an denen die Vögel ihr Baumaterial für die Nester finden. Aufgrund dieser beiden Gründe sowie des zunehmend knapper werdenden Insektenangebots haben die Bestände dieses Koloniebrüters in den letzten Jahrzehnten so stark abgenommen, dass die Art als potenziell gefährdet auf die Rote Liste gesetzt werden musste. Da Kunstnester eine wirksame Methode zur Förderung der Mehlschwalben sind, hat der Andelfinger Naturschutzverein anlässlich der Ausschüttung der ZKB-Dividende ein Schwalbenhaus mit 30 künstlichen Nisthilfen projektiert und beim Wettbewerb eingereicht. Das Projekt wurde vom Gemeinderat genehmigt und konnte im Jahr 2021 realisiert werden. Am 25. Mai 2021 wurde das Schwalbenhaus mit einem Kran auf einen sieben Meter hohen Mast bei der Sekundarschule in Andelfingen gesetzt. Im Herbst fand die festliche Einweihung mit Behörden und Bevölkerung statt. Danach hiess es warten – oft dauert es Jahre, bis Schwalbenhäuser angenommen werden.

Geduld bringt Rosen

In diesem Frühling war es endlich soweit: Gleich 13 Nester wurden von ebenso vielen Brutpaaren besiedelt. Im Juli herrschte beim Schwalbenhaus reges Treiben: Im Minutentakt flogen die Altvögel ihre Nester an und brachten Futter für die Jungen. Anfang August verliessen die Jungen die Nester und jagten fortan im Familienverband nach Fluginsekten, bevor sie jetzt im September nach Afrika in ihre Winterquartiere aufbrachen.

Der Vorteil von Schwalbenhäusern besteht darin, dass Hausfassaden nicht vom Kot der Vögel verschmutzt werden. Mehlschwalben sind Kulturfolger und vollständig vom Goodwill der Menschen abhängig. Weniger bekannt ist, dass die Gebäudebrüter umfassend geschützt sind. So dürfen ihre Nester während der Brutzeit weder gestört noch entfernt werden. Auch ausserhalb der Brutzeit dürfen die Nester nur beseitigt werden, wenn anderswo für Ersatz gesorgt wird. Der Naturschutzverein berät Gemeinden und Bevölkerung zu rechtlichen Aspekten und zeigt Möglichkeiten auf. Er gibt auch kostenlos Kunstnester ab. Diese müssen jedoch unterhalten und alle paar Jahre gereinigt werden.

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